Jährlich sterben etwa 10.000 Menschen in Deutschland durch Suizid - das sind doppelt so viele wie durch Verkehrsunfälle ums Leben kommen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Nicht berücksichtigt sind hier die unerkannten Suizide (unklare Verkehrsunfälle, heimliches Absetzen von lebenswichtigen Medikamenten, Essensverweigerung in Altenheimen u.a.).
Suizid ist „demokratisch“, er kommt in allen sozialen Schichten, allen Lebensaltern und Berufsgruppen vor. Die Ursachen sind vielfältig; es gibt nicht „den Suizid“, jeder Todesfall ist anders. Manchmal sind psychische Erkrankungen, Depressionen oder Alkohol mit im Spiel, manchmal erfolgt der Suizid ohne vorher erkennbare Hinweise auf die Gefährdung. Die Frage einer erblicher Disposition wird kontrovers diskutiert, wobei sowohl die genetische Veranlagung wie auch das Erlernen von Suizid als Problemlösungs-Strategie thematisiert werden.
Trotz dieser großen Unterschiede bei einem Tod durch Suizid befinden sich die Hinterbliebenen in sehr ähnlichen Situationen. Der Schmerz des Verlustes geht einher mit dem Verlassensein, mit Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen. Die Frage nach dem Warum ist ein Ringen um Verständnis für etwas, das kaum nachvollziehbar ist.
„Suizidalität meint die Summe aller Denk- und Verhaltensweisen von Menschen, die in Gedanken, durch aktives Handeln oder passives Unterlassen oder durch Handelnlassen den eigenen Tod anstreben bzw. als mögliches Ergebnis einer Handlung in Kauf nehmen.“ (Prof. Dr. Dr. Manfred Wolfersdorf)
Die Zeit vor einem Suizid wird auch als „präsuizidales Syndrom“ (Ringel) bezeichnet, in dem sich die Gedanken zur Selbsttötung entwicklen. Kennzeichen sind u.a. der Glaube, keine anderen Entscheidungsmöglichkeiten mehr zu haben, Gefühle von Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit und die Einengung der Gedanken und Gefühle.
Für das präsuizidale Syndrom ist kein Zeitraum definiert, die Entwicklung kann über Wochen, Monate oder auch Jahre erfolgen.
In schweren Lebenskrisen kommen bei vielen Menschen auch Gedanken an den eigenen Tod. Krisen können ausgelöst werden durch Trennungen oder Tod, zwischenmenschliche Konflikte, Erkrankungen, Kränkungen, berufliche Probleme, Einsamkeit u.v.a.
Jeder von uns kennt solche schwere Zeiten im Leben. Bei Zuspitzung der seelischen Belastung können Auswegslosigkeit und Verzweiflung aufkommen. Es scheint keine andere Lösungsmöglichkeit mehr zu geben, als das Leben zu beenden.
Die Auslöser für solche Krisen erscheinen Außenstehenden oft als lösbar und nicht existenzbedrohend. Der krisengeschüttelte Mensch jedoch hat vielleicht nicht die Kraft sich Hilfe zu suchen, er sieht keinen Ausweg mehr und sein Denken engt sich immer mehr ein.
Depression ist eine schwere psychische Erkrankung, die auch einen tödlichen Verlauf nehmen kann.
Depression ist keine ausweglose Erkrankung, nicht alle depressiv kranken Menschen nehmen sich das Leben. Bei etwa 15 % kommt es zu einer Selbsttötung.
Für weitere Informationen zu Depressionen empfehlen wir „Depressionen verstehen und bewältigen“ von Manfred Wolfersdorf (siehe Literaturempfehlungen).
Weiterführende Links Zum Thema:
www.deutsche-depressionshilfe.de
Depression und Trauer haben viele gemeinsame Symptome, aber in den entscheidenden Punkten sind sie grundverschieden. Trauer ist die natürliche Reaktion auf einen schweren Verlust. Sie hat einen konkreten Anlass, ist zeitlich begrenzt und hat ein sinnvolles Ziel.
Trauerbewältigung - Ringen um Verständnis
Kenntnisse über die Abläufe vor dem Suizid ändern nichts mehr an dem, was passiert ist. Aber sie können dazu beitragen, versöhnlicher mit dem Verstorbenen umzugehen oder die eigenen Reaktionen klarer einzuordnen.
Suizidalität und Suizidtrauer sind zwei sehr unterschiedliche Problemkreise. Die Krisen der Betroffenen haben nur wenig gemeinsam, so geht es z.B. bei Suizidalität um Distanz und Nähe, Behandlungsmöglichkeiten usw. während in der Trauer Abschied und Todestage, Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens usw. belastend sind. Daher benötigen Suizidaltität und Suizidtrauer unterschiedliche Hilfsangebote.
Der Schwerpunkt der AGUS-Arbeit liegt auf der Bewältigung der Trauer nach einem Suizid, darin haben wir Erfahrung.
Bei den Informationen zu Suizidalität beschränken wir uns auf wenige Aussagen und verweisen auf andere Internetseiten.
Suizidgedanken in der Trauer nach Suizid
Nach dem Suizid eines nahe stehenden Menschen scheint das Leben der Hinterbliebenen zerstört. Alles, auf das man bisher vertraute, kommt ins Wanken. Suizidtrauer ist eine schwere Lebenskrise.
In dieser Zeit können manchmal auch Gedanken an den eigenen Tod auftreten. Häufig führen diese Gedanken zu einer Neuordnung des Lebens, zur Überprüfung der eigenen Werte und Lebensinhalten. Fast alles wird neu geordnet.
Wenn Sie bemerken, dass bei Ihnen Gedanken an Selbsttötung zunehmend auftreten und immer mehr Macht gewinnen, ist es an der Zeit, sich professionelle Unterstützung zu suchen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organisation) geht davon aus, dass jeder Suizidtote 5-7 Angehörige hinterlässt, d.h. jährlich sind in Deutschland etwa 60 – 80 000 Menschen direkt von dieser Todesart betroffen.
Unberücksichtigt bleiben dabei Personen mit mehr Distanz zum Verstorbenen, wie z.B. Schulklassen, Arbeitskollegen, Vereinsfreunde, Nachbarn und andere Gruppen. Auch sie sind fassungslos, hilflos und trauern. Wir schätzen, dass bei einem Suizid etwa 20 weitere Personen aus dem nahen Umfeld tief berührt sind und persönliche Krisen durchleben.
Bei der (geschätzten) Zahl von 60 – 80 000 Suizidbetroffenen jährlich ist zu berücksichtigen, dass sich diese Zahl nur auf EIN Jahr bezieht. Die Trauer nach der Selbsttötung eines nahe stehenden Menschen ist aber oft über viele Jahre hinweg ein lebensbestimmendes Thema.
Es kann davon ausgegangen werden, dass mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland die Trauer nach einem Suizid aktuell beschäftigt. Das Tabu um die Todesart Suizid führt dazu, dass wenig über die Häufigkeit von Selbsttötungen und die große Zahl der Hinterbliebenen bekannt ist. Die Zahl der jährlich durch Suizid Verstorbenen ist erschreckend!
In Deutschland nehmen sich jedes Jahr etwa 10.000 Menschen das Leben. Das sind fast dreimal so viele, als durch Verkehrsunfälle sterben. Suizid ist ein „demokratischer“ Tod, es gibt ihn in allen Lebensaltern und in allen sozialen Schichten.
Bemerkenswert ist, dass fast 75 % aller Suizidverstorbenen männlich sind. Diese Geschlechterverteilung ist kein spezifisch deutsches oder europäisches Phänomen, sondern das ist weltweit so.
Die Gründe, warum sich Menschen das Leben nehmen, sind sehr unterschiedlich. Unbestritten ist, dass fast immer eine schwere psychische Krise vorausgeht, die aber häufig nicht in ihrem lebensgefährlichen Ausmaß wahrnehmbar ist. Nicht alle Menschen, die sich das Leben nehmen, leiden an einer psychischen Erkrankung!
Nach unseren Erfahrungen hinterlassen etwa 60 % der Suizidverstorbenen einen Abschiedsbrief.
Vor einigen Jahrzehnten starben noch deutlich mehr Menschen durch Suizid. 2006 sank die Zahl erstmals unter 10.000. Aktuelle Zahlen sind über das Statistische Bundesamt abrufbar (Todesursachenstatistik):
Wie finde ich Kraft, damit Hilfe bei Lebenskrisen und bei Selbsttötungsgefahr (in Baden-Württemberg)
24 h Telefonseelsorge anonym. Kompetent und kostenfrei. Auch mit Chat- und Beratung per E-Mail!
Für Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre
Nationales Suizidpräventionsprogramm Deutschland
Fachnetzwerk für Austausch und Wissensvermittlung zu Suizid, Suizidalität und Suizidprävention
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention
Mit einer Liste der Hilfseinrichtungen für Betroffene und Angehörige bei Suizidalität und Suizidtrauer.
für Trauernde nach dem Suizid eines nahe stehenden Menschen
Montag - Donnerstag:
9.00 - 15.00 Uhr
Mittwoch:
17.00 - 19.00 Uhr